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Risskante

Stolberg

Fast drei Jahrzehnte stand Klopstock im Austausch mit Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg und seinem Bruder Christian zu Stolberg-Stolberg. Ihre Briefe an Klopstock zeugen von innigster Verbundenheit. Die Brüder wuchsen in Kopenhagen auf, wo ihr Vater, Graf Christian Günther zu Stolberg-Stolberg, ab 1738 im dänischen Staatsdienst, zuletzt als Oberkammerherr, tätig war. Klopstock war mit der Familie befreundet und übernahm nach dem plötzlichen Tod des Vaters 1765 die Erziehung der beiden Jungen.

Zusammen studierten die Brüder Stolberg ab 1770 zunächst Rechtswissenschaften in Halle. Später wechselten sie nach Göttingen, wo sie am 19. Dezember 1772 in den Dichterbund Göttinger Hain aufgenommen wurden. Stolberg gehörte zu den talentierteren Schriftstellern des Bundes.

Die Fürsten und Grafen zu Stolberg sind ein weitverzweigtes Adelshaus im Hochadel des Heiligen Römischen Reiches. Schloss Stolberg war niemals Wohnsitz der Brüder, doch die Tochter von Friedrich-Leopold, Marie Agnes, war mit ihrem Cousin Ferdinand zu Stolberg-Wernigerode verheiratet.

Einen seiner letzten Briefe schrieb Graf Stolberg an Klopstock an seinem letzten Geburtstag:

Friedrich Leopold Stolberg, Lütjenbek bey Münster d: 2ten July 1802.

Sie wissen, liebster Klopstok, seit wie vielen Jahren, und mit welchem Herzen, ich diesen Tag feyere. Es ist mir ein froher, ein lieber, feierlicher, hehrer Tag. Tausende feiern ihn mit mir, und viele von ganzem Herzen. Dennoch glaube ich nicht daß er Einem Ihrer Freunde lieber sey als mir! Sie sind mir – oh was sind Sie mir nicht? – unter andern mein ältester Freund. Diesen Sommer sind es 40 Jahre daß ich mit meinem Bruder u: Clauswitzen zum erstenmal den Messias laß. Es sind 36 Jahre her, daß Sie uns im Walde bei Rundstedt Hermans Schlacht im Mskte selbst vorlasen! Ich darf sagen daß wohl nicht leicht Einem Ihre unsterblichen Werke so lieb seyen als mir, wiewohl sie von Tausenden und Tausenden bewundert werden; denn die herzlichste, innigste Verehrung und Liebe zum Verfasser, belebt mir den schon so belebenden Genuß Ihrer Werke. Gott segne Sie, theurer Greiß! ewiger Jüngling! Gott segne Sie! Er kräftige und erfreue Sie, und gebe ihrer Jahrehöhnenden Jugend täglich neuen Adlerschwung! Er weyhe Sie Immer mehr ein in die Geheimnisse Seiner Weisheit, Seiner Liebe, Seines Bundes mit uns, dessen geweiheter Sänger Sie sind! Das Herz ist mir zu voll um Ihnen mehr sagen zu können. Nur das Eine noch, weil es Sie erfreuen wird. Ich bin wohl, und glücklich. Meine Kinder gedeihen mir nach Wunsch. Sofia und Kätchen theilen mit mir die Feier des Tages, und grüssen von ganzem Herzen. Umarmen Sie unsere geliebte Windeme u: Meta. Ich drücke Sie an mein Herz

 

FLStolberg

 

Quelle: Friedrich Gottlieb Klopstock: Werke und Briefe 1773-1775. Band 1, Brief Nr. 59. De Gruyter 2001.

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