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Risskante

Schloss Friedeburg (Gerbstedt /Mansfeld Südharz; in Privatbesitz)

Der Vater Klopstocks pachtete mit einem Teilhaber das Amt Gut Friedeburg von 1732-1736. Sie wollten es zu einem ertragreichen landwirtschaftlichen Unternehmen entwickeln.

Für Friedrich Gottlieb und seine Geschwister waren die Friedeburger Jahre eine glückliche, freie, naturnahe Zeit. Klopstocks lebenslange Vorliebe für das Schwimmen, Reiten und Schlittschuhlaufen entwickelte sich durch die fröhlichen, ungebundenen Spiele in Friedeburg, welche bis zu seinem 13. Lebensjahr nur von wenigen Unterrichtsstunden eines Hauslehrers unterbrochen wurden.

Klopstocks Freund und Biograf C. F. Cramer schrieb 1780 über Klopstocks Kindheit in Friedeburg:„Sie lebten auf Friedeburg, das der Alte gepachtet hatte – und wollte Gott, kein Kind müßte in der Stadt die bildenden Jahre des Lebens zubringen! Er mit seinen Brüdern, unterfingen sich vieler halsbrechender Stückchen. Auf dem Hofe wurden die wildesten Stiere gemästet. Einer von ihren gewöhnlichen Muthwillen war, daß sie ganz sachte mit einem Stachelstabe hinzu- schlichen, sich an dem Schwanz des Stiers hingen und ihn reizten; da denn das Thier wütig ward, im Kreise sich herumdrehte, und sie in einem solchen Wirbel mit fortschleuderte, dass Ihnen oft Hören und Sehen verging, bis sie endlich ihr Tempo ersahen, plötzlich absprangen und sich auf einen Berg bey der Scheune flüchteten.“ Auch wenn das Unternehmen Friedeburg scheiterte, und der Vater Gottlieb Heinrich Klopstock in diesen Jahren den größten Teil seines Vermögens einbüßte, so dass danach die Familie Klopstock – 1736 wieder nach Quedlinburg zurückgekehrt - unter sehr eingeschränkten materiellen Bedingungen leben musste, war es eine prägende Zeit für den jungen Friedrich Gottlieb.

Das Erlebnis der ländlichen Natur vermittelte Klopstock tiefe und bleibende Eindrücke, die sich in vielen seiner späteren Werke äußern, z. B. zu der Ode „Die Gestirne“.

Die Gestirne

Es tönet sein Lob Feld, und Wald, Thal, und Gebirg,

Das Gestad' hallet, es donnert das Meer dumpfbrausend

Des Unendlichen Lob, siehe des Herlichen,

Unerreichten von dem Danklied der Natur!

 

Es singt die Natur dennoch dem, welcher sie schuf,

Ihr Getön schallet vom Himmel herab, lautpreisend

In umwölkender Nacht rufet des Strahls Gefährt

Von den Wipfeln, und der Berg' Haupt es herab!

Es rauschet der Hain, und sein Bach lispelt es auch

Mit empor, preisend, ein Feyrer, wie er! die Luft wehts

Zu dem Bogen mit auf! Hoch in der Wolke ward

Der Erhaltung und der Huld Bogen gesetzt.

 

Und schweigest denn du, welchen Gott ewig erschuf?

Und verstumst mitten im Preis' um dich her? Gott hauchte

Dir Unsterblichkeit ein! Danke dem Herlichen!

Unerreicht bleibt von dem Aufschwung des Gesangs

 

Der Geber, allein dennoch sing, preis' ihn, o du,

Der empfing! Leuchtendes Chor um mich her, ernstfreudig,

Du Erheber des Herrn, tret' ich herzu, und sing'

In Entzückung, o du Chor, Psalme mit dir!

 

Der Welten erschuf, dort des Tags sinkendes Gold,

Und den Staub hier voll Gewürmegedräng, wer ist der?

Es ist Gott! es ist Gott! Vater! so rufen wir;

Und unzählbar, die mit uns rufen, seyd ihr!

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