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Risskante

Ermsleben / Falkenstein

Freiherr Achatz Ferdinand von der Asseburg (1721-1797) und Friedrich Gottlieb Klopstock waren Freunde. Zwischen 1759 und 1774 hatten sie einen regen brieflichen Austausch. Asseburg war für den freischaffenden Schriftsteller außerdem ein wichtiger Förderer, nachdem Klopstock sein Hauptwerk, den „Messias“, fertiggestellt hatte, denn damit entfiel die Pension des dänischen Königs.

Asseburg wurde in Meisdorf geboren, war der Besitzer von Meisdorf, ließ 1769 das dortige Schloss errichten und war ebenfalls der  Besitzer der Burg Falkenstein (Harz). Darüber hinaus war er Diplomat am dänischen Königshof und später am russisch-kaiserlichen Hof unter Zarin Katharina der Großen.

Brief an Asseburg, Hamburg, 3. April 1773

[…]

Meine Pension ist jetzt, da der Mess.[ias] vollendet ist (Gott sey noch einmal gedankt, daß er mich diesen Hauptzweck meines Lebens hat erreichen lassen) ungewisser, als sie in diesen lezten trüben Zeiten Dänemarks jemals gewesen ist. Zu diesem komt noch, daß sie des Abzugs wegen nur aus 540 Rthlr. besteht; daß mein jüngster hiesiger Bruder hat aufhören müssen zu handeln, u daß er meinen Kopenhagner ältern Bruder zugleich so mitgenommen hat, daß nun weder der eine noch der andre etwas zur Unterhaltung meiner alten Mutter beytragen können; u daß ich, wegen ihrer eingeschränkten Einkünfte, nicht mehr in dem Hause der Gräfin Bernstorff bin. In Wien habe ich mich nun fünf Jahre für andre Gelehrte bemüht; aber ich mag u kann mich mit keiner ferneren Hoffnung täuschen, daß ich dort etwas ausrichten werde. Der Zusammenhang der Sache scheint mir zu seyn, daß Dietrichstein nicht mehr Liebling, u Kauniz der Mann nicht ist.

Verliere ich die Pension; so bin ich sehr schlimm dran; verliere ich sie aber auch nicht, so kann ich doch, meiner mässigen Lebensart ungeachtet, schlechterdings nicht auskommen. Ich habe, nach öftern Herumsinnen, nichts anders für mich ausfinden können, als meinem Verleger sein ferneres Recht auf den Mess. abzukaufen, u ihn dann auf Subscription drucken zu lassen; ferner noch ein Paar kleinere Schriften auch so drucken lassen. Aber hierzu gehört Geld, das ich nicht habe. Nun komt etwas, das ich nur einem Freunde, wie Sie sind, anvertraun kann u mag. Das Betragen der Kaiserinn von Rußland gegen Diderot hat mich zu dem Gedanken (ich weiß selbst nicht, wie ich es recht sagen soll) gebracht, oder verführt. Können Sie, paßt es zu Ihrer Situation in Ihren jezigen Diensten, können Sie es veranlassen, daß mir die Kaiserinn ein kleines Geschenk, u mich dadurch zum Besitzer meines Gedichts mache? Sie würden einer Sache, die einer guten Wendung weniger fähig wäre, als mir diese zu seyn scheint, doch eine solche Wendung zu geben wissen. Es komt also, wie mich deucht, nur darauf an: Ob es zu Ihrer Situation passe? – Ihrer Verschwiegenheit gewiß, wünsche ich dieß bald von Ihnen zu erfahren. Denn ich verberge Ihnen nicht, daß mich meine Umstände manchmal nicht wenig beunruhigen. Es würde, besonders nach diesen Briefen, sehr überflüssig seyn, Ihnen meine Gesinnung gegen Sie zu wiederholen. Ich bin

ganz der Ihrige
Klopstock

Hamburg den 3ten April 1773.
bey von Winthem in Grimm.

Quelle: Friedrich Gottlieb Klopstock: Werke und Briefe 1773-1775. Band 1. De Gruyter 2001.

 

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