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Risskante

Das Quedlinburger Rathaus

Festsaal | Foto: Jürgen Meusel

Wer von der Steinbrücke oder der Blasiistraße aus den Markt betritt, dem bietet sich ein reizvolles Bild. Über den weiträumigen, von Fachwerkhäusern begrenzten Platz fällt der Blick direkt auf die weinberankte Rathausfassade und die Türme der Marktkirche St. Benedikt. Sie bilden ein eindrucksvolles Ensemble, das die Nordseite des um 1150 angelegten Platzes begrenzt.

Am 23. November 994 verlieh Otto III. dem Freiweltlichen Frauenstift zu Quedlinburg das Markt-, Münz- und Zollrecht. Nördlich der Burg, am Schnittpunkt wichtiger mittelalterlicher Herr- und Handelsstraßen, entstand im Bereich zwischen Kornmarkt, Breiter Straße, Marktstraße und heutigem Rathaus eine Kaufmannssiedlung. Sie profitierte von diesem Privileg und entwickelte sich sehr rasch zu einem gut funktionierenden Gemeinwesen mit eigener Verwaltung.

1310 wird das Rathaus zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der frühgotische Bau ist bis heute in seinem Kern erhalten geblieben. Für mittelalterliche Verhältnisse ist das einstöckige Steingebäude mit dem hohen Satteldach ein außergewöhnlich großer Baukörper - ein Zeichen für die wirtschaftliche Kraft der aufstrebenden Stadt. Die spitzbogigen Fenster wurden im 17. Jahrhundert durch Renaissanceformen ersetzt. Im Zuge dieser Umbauten zwischen 1616 und 1619 wurde auch der ursprünglich an der Nordseite liegende Eingang an die Marktseite verlegt und mit dem prachtvollen Renaissanceportal geschmückt, das von einer Abundantia, einer Göttin des Wohlstandes, bekrönt wird. Über der Tür ist das Quedlinburger Stadtwappen mit einem sitzenden Hund in einem geöffneten Tor angebracht. An der linken Seite wurde 1869 der 2,75 m große Roland wieder aufgestellt, der jahrhundertelang auf dem Hof des Ratskellers gelegen hatte. Vermutlich war er kurz nach dem Beitritt der Stadt zur Hanse 1426 auf dem Marktplatz errichtet worden. Aber bereits wenige Jahrzehnte später, nach der Niederlage der Stadt im Kampf um ihre Unabhängigkeit von der Äbtissin Hedwig von Sachsen 1477 stürzte er.

Eine breite Freitreppe führt in eine von Pfeilern getragene Halle. Das steinerne Treppenhaus im Innern ist im Zuge der Rathauserweiterung zwischen 1898 und 1901 entstanden. Zur alten Bausubstanz gehört die hölzerne Säule mit der Christopherusfigur in der Halle. Das farbige Glasfenster am Treppenaufgang zeigt das Stadtwappen und darunter die gekreuzten Kredenzmesser des Freiweltlichen Frauenstiftes. Es ist ebenso wie das Fenster im Stadtverordnetensitzungssaal eine Arbeit der Quedlinburger Glasmalerei Ferdinand Müller aus dem Jahre 1901. Sehenswert sind auch zwei prächtig geschnitzte Türen aus den Jahren 1659 und 1693 im oberen Flur.

Der Stadtverordnetensitzungssaal befindet sich im Erweiterungsbau des Rathauses, der zwischen 1898 und 1901 nach Entwürfen des Quedlinburger Stadtbaurats Laumer errichtet wurde. Die Inneneinrichtung mit Ausnahme der Bestuhlung stammt aus der Erbauungszeit. Bei Renovierungsarbeiten 1974 sind die halbkreisförmig angeordneten Pulte und Sitze für die Stadtverordneten entfernt worden. Die Wandgemälde, 1901 erschaffen vom Berliner Historienmaler Professor Markus, stellen Szenen aus der Quedlinburger Stadtgeschichte dar.

Die Stirnseite des Raumes schmückt ein großes rundes Glasfenster. Im Mittelfeld ist die Übergabe der Königskrone an den Sachsenherzog Heinrich dargestellt. 919 wurde Heinrich zum deutschen König gewählt, 939 fand er in der Quitilingaburg seine letzte Ruhestätte.

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