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Risskante

Jubilus blickt hinter die Kulissen

Eine bewegte Geschichte

„Den Text lerne ich am besten auf dem Laufband“, erzählt mir Arnold Hofheinz, Schauspieler und Koordinator im Nordharzer Städtebundtheater, und ich stelle mir vor, wie er seine geschichtsträchtigen Zeilen vom Stück „Mensch Heinrich“ im Takt seines Lauftempos stoisch wiederholt. Insgesamt hat es ganze sechs Wochen gedauert, bis jeder Dialog, jede Geste und jeder Tanzschritt bei allen perfekt ausgefeilt war und das inoffizielle Prädikat „bühnenreif“ vergeben werden konnte. Im Heinrich-Jubiläumsjahr ist die Aufführung besonders beliebt, denn sie zeigt Geschichte auf eine etwas andere Art und Weise.

Mit Comic begeistern

„Um dieses Stück spielen zu können, braucht man Wandlungsfähigkeit und muss Lust am Kabarett und einer comichaften Darstellung haben“, berichtet mir Hofheinz, der darin selbst als zeitreisender Fink das Publikum begeistert. Kabarett? Comic? Ich dachte, die Aufführung handle von Heinrich I., der König, der die Ungarn besiegte und der für sein weltmännisches Verhandlungsgeschick bekannt war? Das alles bietet aber noch keinen Stoff für eine heitere Story. Ich hake nach und Arnold Hofheinz klärt mich auf. Ein kluger Spagat zwischen Humoristisch und Historisch kann nur dann gelingen, wenn wissenschaftlich fundierte Fakten die Basis bilden. Bevor man überhaupt zum Proben kam, recherchierte die Historikerin Dr. Birgit Kiupel monatelang in den verschiedensten wissenschaftlichen Aufzeichnungen. Leider wurde zu Lebzeiten von Heinrich I., Anfang des 9. Jahrhunderts, selten etwas schriftlich festgehalten. Nachweisbare Fakten sind nur unzureichend vorhanden. Daher war es auch für Arnold Hofheinz eine Art „Experiment“, das Stück in dieser Weise zu inszenieren, wie es gerade geschieht: Kleinste historisch belegte Wissensschnipsel werden durch kurzweilige Dialoge, humorvolle Einwürfe und schwungvolle Tanzelemente ergänzt.

Hauptsache die Haare liegen

So zeigt sich Heinrich zum Beispiel besorgt über den drohenden Angriff des damaligen Staatsfeindes Nummer Eins. „Die Ungarn kommen!“, ruft er dem Publikum zu. Seine Frau Mathilde nimmt dies gelassen. Sie antwortet ladylike und stereotyp: „Und meine Haare sind noch nicht gemacht!“ Mit diesen und anderen unterhaltsamen Gesprächen gelang es den Machern dieser multimedialen Revue, eintausend Jahre alte Historie in die Jetztzeit zu transportieren. Und wenn nach 90 Minuten der Vorhang fällt, ist dann alles wieder Geschichte? Nein! Es ist ein erinnerungswürdiges und wichtiges Stück unserer Geschichte nach draußen getragen worden. Manche Dinge sollte man einfach nicht vergessen – so wie die Texte auf dem Laufband....Für alle, die „Mensch Heinrich“ noch einmal live erleben wollen, wird die „Akte Heinrich“ am 3.10. und 1.11.2019 in Quedlinburg erneut geöffnet.

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